Automatische Analyse-Datenerfassung, Identifikation und elektronische Freigaben sorgen für einen zuverlässigen und dokumentierten Freigabeprozess an kritischen Lenkungspunkten.
Am Beispiel der Hemmstoff-Analyse in der Rohmilch zeigen wir die Möglichkeiten von Prozessen im vernetzen Labor.
1. Hemmstoffe
Für die Mitarbeiter im Labor fängt die Qualitätssicherung bereits bei der Rohstoff-Annahme an. In der Milchindustrie ist die Prüfung der Anlieferungsmilch mit verschiedenen Analysen vor der Annahme Standard. Die Milch wird auf ihren pH-Wert und auf enthaltenen Hemmstoff geprüft. Als Hemmstoff werden Verunreinigungen und Substanzen in der Milch bezeichnet, die den Produktionsprozess stören, weil sie das Bakterienwachstum hemmen. Deswegen werden Hemmstoffe auch als Inhibitoren bezeichnet. Dies ist wichtig für Sauermilchprodukte und Käse. Da Hemmstoffe meistens Antibiotika sind, die einer kranken Kuh vom Landwirt verabreicht wurden, ist es für die menschliche Nahrungskette besonders gefährlich (s. auch Milkipedia ) . Eine Annahme kontaminierter Milch muss daher unbedingt ausgeschlossen werden. Im HACCP-Konzept für Molkereien ist die Prüfung der Rohmilch auf Hemmstoff daher auch als CCP (Critical Control Point) definiert.
Antibiotika in der Milch sind eine Gefahr für den Konsumenten
2. Annahme nur mit Freigabe
In der Praxis bedeutet dies, wenn der Milchsammelwagen an der Annahme-Station der Molkerei steht und abtanken will, muss seine Milch analysiert sein, damit das Ergebnis der Analyse über die Freigabe oder die Verweigerung der Annahme entscheiden kann. Hierfür muss eine ganze Reihe an Informationen ausgetauscht werden.
Die Probe wird vom LKW-Fahrer selbst entnommen und dem Labor übergeben. Der klassische Hemmstofftest wird über einen Teststreifen vorgenommen und das Ergebnis als positiv/negativ-Ergebnis im LIMS vermerkt (s. auch „Was ist LIMS?„).
Für die Entscheidung über die Rohmilch-Annahme an der Annahmestelle muss dann die Freigabe in einen Schaltbefehl für die Ventile und Pumpen umgesetzt werden. Die Übertragung der Freigabe erfolgt je nach Definition des Prozesses in der Praxis auf verschiedensten Wegen. Wenn keine elektronische Übergabe an die Automatisierung erfolgt, dann erfolgt die Freigabe über menschliche Kommunikation:
- Freigabe durch Bediener am Leitsystem anhand von Analysenlisten
- Telefonische Nachfrage des Fahrers im Labor
- Handzeichen
3. Risiko “Händische Freigabe”
Eine Freigabe, die durch menschliche Kommunikation übermittelt wurde, birgt Nachteile und Risiken. Missverständnisse und Bedienfehler können in einer Annahme von Hemmstoff-belasteter Milch enden. Weiterhin ist keine automatische Dokumentation vorhanden, so dass die wichtige Dokumentation des CCP immer ein Restwahrscheinlichkeit für Fehler durch manuelle Aufzeichnung enthält. Am Ende ist die Annahme immer eine vom Bediener freigegebene Aktion und damit ein Lenkungsprozess, der dem Risiko von menschlichen Fehlern unterliegt. Die Fehlerquellen in dem Prozess sind vielfältig:
- Falsche Zuordnung Probe zu Anlieferung (handschriftliche Kennzeichnung, Reihenfolgen, etc.)
- Messefehler durch falsche Interpretation des Messstreifens
- Eingabefehler im LIMS (falsche Probe, Zahlendreher, etc.)
- Ablesefehler bei Freigabe-Abfrage (falsche Probe, falsche Zeile, falsches Kennzeichen)
- Kommunikationsfehler (falsche Interpretation von Handzeichen oder Aussagen)
Da die Fehlerwahrscheinlichkeiten sich im Prozess addieren, ist ein manueller Prozess für die Umsetzung des CCP Hemmstoff ungenügend. Abhilfe schafft hier das Konzept des Labor 4.0.
4. Lenkungsprozess Hemmstoff im Labor 4.0
In einer Umsetzung nach dem Konzept Labor 4.0 wird eine möglichst hohe Vernetzung aller beteiligten Kommunikation-Partner angestrebt. Die Daten lassen sich dann elektronisch austauschen und durch die Aufzeichnung der Kommunikation auch zu 100% aufzeichnen und nachweisen.
Der Prozess beginnt damit, dass die Analyse an geeigneten Geräten vom Fahrer selbst vorgenommen werden und hierbei auch sofort eindeutig und unverwechselbar elektronisch identifiziert werden. Die Daten werden fehlerfrei in der LIMS Datenbank gespeichert und die Freigabe zur Annahme wiederum wird ebenfalls elektronisch an die Automatisierung übergeben. Hier wird eine Annahme nur nach wiederholter eindeutiger Identifikation des LKW und vorhandener Freigabe für ihn gestartet.
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